“Die Aufgabe der Mutter-Kind-Bindungsanalyse besteht darin, die Seele der werdenden Mutter zu durchleuchten, ihr bei der Bewältigung möglicher Konflikte und problematischer Einstellungen in Bezug auf ihre Schwangerschaft zu helfen. Sie soll dabei unterstützen, die natürliche Beziehung zu ihrem ungeborenen Kind und zu ihrer Gebärmutter aufzunehmen, zu entwickeln und zu harmonisieren sowie Mutter und Kind aus psychologischer Sicht auf die Geburt vorzubereiten.“
(Hidas, 2000)
Worum es bei der Methode geht:
Sie begleitet eine werdende Mutter liebevoll auf ihrem Weg ins Muttersein und unterstützt das ungeborene Kind dabei, seine seelische Entwicklung zu entfalten. Indem Gefühle, Sorgen und auch unbewusste Ängste rund um Schwangerschaft, Geburt und das Elternwerden Raum bekommen, kann vieles leichter werden – manchmal sogar mögliche Komplikationen reduziert werden.
Gleichzeitig kann die werdende Mutter heilsame Erfahrungen machen, wenn es in der eigenen Kindheit an etwas gefehlt hat. Die Methode bietet auch die Chance, alte, oft über Generationen weitergegebene Muster zu lösen. So können Mutter und Kind frei und unbelastet ihre eigene Geschichte schreiben.
Das Ziel ist, dass das Baby sich harmonisch entwickelt, Mutter und Kind gut auf die Geburt vorbereitet sind und dass nach der Geburt ein tiefes, inniges Ankommen und Miteinander möglich wird.
Während meiner Studienzeit habe ich in einem Seminar zum ersten Mal von der Mutter-Kind-Bindungsanalyse gehört – und sofort gespürt: Wenn ich selbst einmal schwanger bin, möchte ich das unbedingt ausprobieren. Genau so kam es dann auch. Schon die ersten Sitzungen haben mich so sehr berührt, dass ich während jeder meiner drei Schwangerschaften regelmäßig die Bindungsanalyse gemacht habe.
Am meisten hat mich überrascht, dass ich meine Kinder tatsächlich schon lange vor ihrer Geburt kennenlernen durfte. Durch mein Studium wusste ich natürlich, wie prägend die Zeit im Mutterleib für die spätere Entwicklung ist, und ich hatte auch viel darüber gelesen, wie empfindsam schon ein winziges Ungeborenes wahrnimmt. Aber es in dieser Tiefe selbst zu erleben, war eine ganz andere Dimension.
Für mich war es eines der spannendsten Dinge überhaupt, dass wir uns schon im Bauch begegnen und kennenlernen konnten. Jedes meiner Babys hat mir durch Bilder und Gefühle seinen eigenen Charakter gezeigt – was es mag und was nicht, wo seine Stärken und Schwächen liegen. Und das alles auf einer ganz anderen Ebene der Kommunikation, als man sie aus dem Alltag kennt. Diese Harmonie zu erleben, war einfach wundervoll.
Neben diesem „Babykontakt“ haben wir in jeder Sitzung mit meiner Therapeutin auch die aktuellen Lebensthemen besprochen. Es gab schwierige Situationen, große emotionale Wellen – und es war eine enorme Hilfe, auf dieser „Reise“ von einer einfühlsamen Begleiterin unterstützt zu werden. Besonders die letzten Wochen sind mir in liebevoller Erinnerung: die Zeit des Loslassens, der Vorbereitung auf Geburt und Neuanfang – ein Abschnitt, den ich gemeinsam mit meinem Baby abgeschlossen habe, damit das neue Leben draußen beginnen konnte.
Viele der erlernten Techniken waren später auch während der Geburt praktisch und hilfreich. Ich habe das Gefühl, dass wir durch die Bindungsanalyse einen wertvollen Vorsprung gewonnen haben, der die ersten Wochen und auch die weitere Zeit deutlich erleichtert hat. Denn wir mussten uns nicht erst nach der Geburt kennenlernen – die starke Verbindung war da schon gewachsen, und wir waren viel tiefer aufeinander eingestimmt. So habe ich es zumindest empfunden.
Oft sagten andere, wie ruhig und aufmerksam meine Babys seien, wie interessiert sie schon als Neugeborene schauten, fast so, als würden sie „mehr verstehen“ – und dass die Liebe zwischen Mutter und Kind richtig spürbar sei. Bis heute berührt es mich sehr, wenn ich an diesen wunderschönen Prozess zurückdenke, und ich bin dankbar, dass wir ihn erleben durften.